Gut 18 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland wachsen in Familien auf, in denen Deutsch im Alltag nicht die Hauptsprache zur Verständigung ist. Damit leben rund 2,4 Millionen Minderjährige in fremdsprachigen Haushalten – was mitunter frühe Förderangebote und Unterstützung in der Schule nötig macht, damit ihnen kein Bildungsnachteil erwächst, geht aus einer Untersuchung des arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die „Süddeutsche Zeitung“ (Samstagausgabe) vorab berichtet. IW-Forscher Wido Geis-Thöne wertete dafür Daten aus dem Mikrozensus des Jahres 2017 aus.
Vor allem jüngere Kinder wachsen häufig in Familien auf, in denen mitunter wenig Deutsch gesprochen wird. Von den 12- bis 17-Jährigen, der Gruppe im schulpflichtigen Alter also, lebten 15 Prozent in fremdsprachigen Haushalten. Bei den Kindern unter sechs Jahren, die noch nicht die Schule besuchen, waren es dagegen 20 Prozent. Bei einem Großteil dieser kleineren Kinder sind die Eltern selbst noch nicht lange im Land. Die meisten sind erst nach 2007 nach Deutschland gekommen. „Wer zu Hause viel in einer Fremdsprache spricht, muss nicht per se deswegen einen Bildungsnachteil haben“, sagte Geis-Thöne. Schwierig werde die Situation vielmehr dadurch, dass ihre Mütter und Väter oft eher niedrige Bildungsabschlüsse haben. Bei gut 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus fremdsprachigen Haushalten haben die Eltern keinen Berufsabschluss. Bei Kindern und Jugendlichen ohne jeden Migrationshintergrund sind es dagegen nur sechs Prozent. Der IW-Autor fordert eine frühe verstärkte Förderung von Kindern aus fremdsprachigen Haushalten. „Da sollten die Jugendämter gezielt auf die Familien zugehen und ihnen vermitteln, wie wichtig es ist, dass ihr Kind zum Beispiel in die Kita oder den Kindergarten geht“, sagte er der SZ. „Wer bei der Einschulung noch nicht richtig Deutsch kann, ist leider sehr schnell abgehängt.“ (dts Nachrichtenagentur)