Auch erfolgreiche Rapper leiden unter Schreibblockade – die Hip-Hop-Gruppe Die Fantastischen Vier haben sich aus diesem Grund für die Produktion ihres aktuellen Albums „Captain Fantastic“ Unterstützung von Freunden geholt. „Wir mussten uns erstmals textlich helfen lassen. Das war überlebenswichtig“, sagte Thomas D der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Man werde „ja irgendwann betriebsblind. Du hast ein immer engeres Sichtfeld auf deine eigene Arbeit und deine Texte. Sich auf die Ideen anderer einzulassen hat zu einem Album geführt, das frischer und lustiger klingt, als wir es allein hätten machen können. Plötzlich fängst du mit dieser Gehhilfe wieder das Laufen an“, so der Msuiker weiter. Dass die „Fantas“ inzwischen die 50 überschritten haben, mache es nicht einfacher, gab Smudo zu: „50 ist ja mehr so eine theoretische Zahl, aber das Alter spielt schon eine Rolle und gleichzeitig der Wille, etwas Neues zu machen und eben nicht abgehalftert rüberzukommen. Das macht es schwieriger mit der Zeit, weil wir uns auch nicht einbilden wollen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Wir müssen das schon irgendwie bestätigt wissen“, sagte der Musiker. Thomas D ergänzte: „Es geht um uns und die Frage: Was haben wir mit 50 Jahren der Welt mitzuteilen, was zugleich authentisch ist? Wir wollen nicht klingen wie alte Männer, wir wollen abgehen“. Früher sei es „mehr um Party und Bullshit“ gegangen, hob Michi Beck hervor. „Jetzt haben wir alle keinen Bock mehr auf so eine Art von Storytelling. Deswegen haben wir überlegt, was uns selbst an Rap gefällt. Das sind eben klassische Rap-Themen, die sich um einen selbst drehen, und auf der anderen Seite als größten gemeinsamen Nenner politische Themen“, so das „Fanta-4“-Mitglied weiter. Deswegen finde sich auf dem aktuellen Album auch teils heftige Gesellschaftskritik. „Nach den rechten Brandanschlägen in Mölln, bei dem drei Deutsch-Türken ermordet wurden, dachte ich, es kann nicht schlimmer werden. Doch alles wird immer schlimmer. Die freiheitlichen Werte sind bedroht. Deswegen kamen wir nicht umhin, dass diese Wut, diese Kritik, diese Sorgen in die Songs eingeflossen sind. Es ist auch Ausdruck des Zeitgeistes“, sagte Smudo. Dass die Fantastischen Vier inzwischen 30 Jahre lang erfolgreich bestehen, führt Beck auf „eine Art Blutsbrüderschaft“ zurück: „Wir sind länger zusammen als mit jeder anderen Familie, länger als mit denen, mit denen wir aufwuchsen, länger als mit denen, die irgendwann dazugekommen sind. Es ist so ein übergeordnetes Verhältnis. Ohne uns abzusprechen, können wir urplötzlich in einen albernen, dadaistischen Humor-Vibe abdriften. Wir finden uns dabei wahnsinnig lustig, alle anderen wohl eher zum Kotzen“, sagte Beck der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das sei ihnen „aber in dem Moment völlig egal, denn keiner kann uns dann etwas anhaben, weil wir zu viert sind – eben das unverwundbare Fanta-4-Team. Das macht es so schön“, so der Musiker weiter. Nächste Woche wird in den Kinos die Dokumentation „Wer 4 sind“ gezeigt, die die Karriere der Hip-Hop-Gruppe nachzeichnet. (dts Nachrichtenagentur)