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Ökonomen fordern von Deutschland und Europa höhere Staatsausgaben

Internationale Ökonomen üben Kritik an der europäischen Rettungspolitik. So hält US-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz die Hilfsprogramme nicht für ausreichend: “Allein was die Dimension des Wiederaufbaufonds angeht, liegt Europa weit hinter den USA zurück. Das reicht bei Weitem nicht”, sagte Stiglitz dem “Handelsblatt”.

Das werde sich auch in den Wachstumszahlen niederschlagen. “Europa, und vor allem auch die starken Volkswirtschaften wie Deutschland, müssen mehr tun.” Langfristige Investitionen seien jetzt insbesondere auch vor dem Hintergrund der niedrigen Kapitalmarktzinsen ein gutes Geschäft. Ähnlich äußerte sich Oliver Rakau von Oxford Economics. “Setzt man die Defizite ins Verhältnis zur Tiefe des Einbruchs, dann stechen die Konjunkturprogramme nicht hervor, selbst wenn man den EU-Wiederaufbaufonds einrechnet”, so Rakau. “Unserer Ansicht nach sollten sich die Regierungen nicht zufriedengeben.” Der Wirtschaftsweise Achim Truger forderte die Bundesregierung auf, mehr zu tun: “Es sollten zusätzliche Maßnahmen für die Konjunkturerholung aufgelegt werden”, sagte er. “Mehr finanzielle Unterstützung für die Kommunen, gezielte Transfers zur Konsumstimulierung und deutlicher Ausbau der sozial-ökologischen Investitionskomponente des letzten Konjunkturpakets.” Die Bundesregierung sieht aktuell dagegen keine Notwendigkeit für ein neues Konjunkturprogramm. Zumindest die Industrie laufe aktuell “fast phänomenal gut”, hieß es in Regierungskreisen. Hinzu kommt die in der Krise auf fast 17 Prozent gestiegene Sparquote der Bundesbürger, die sich nach Ende der Pandemie in einem kleinen Konsumfeuerwerk entladen dürfte. Gleichzeitig habe Deutschland in der Coronakrise bereits eines der größten Rettungspakete der Welt aufgelegt. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) werde allerdings auf dem anstehenden G20-Finanzminister-Treffen am Wochenende vor einem verfrühten Sparkurs warnen, hieß es. (dts Nachrichtenagentur)

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