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Terrorismus-Experte: Gefahr durch Islamismus besteht weiterhin

Der Terrorismus-Experte Peter Neumann vom King`s College in London sieht die jüngsten Festnahmen islamistischer Terrorverdächtiger in Deutschland und Dänemark als Beleg für die anhaltende Gefahr durch den islamistischen Terror – sowie als positive Folge einer EU-Verordnung, wonach eine Meldepflicht bei Sicherheitsbehörden für bestimmte Grundstoffe besteht, aus denen Sprengstoff hergestellt werden kann. Die Festnahmen belegten, “dass es nach wie vor dschihadistische Bestrebungen gibt und dass man die Gefahr nicht unterschätzen sollte”, sagte er dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Samstagausgaben). “Sie belegen auch, dass Terrorismusabwehr funktioniert und bestimmte Dinge wie die Meldepflicht beim Kauf bestimmter Chemikalien Sinn machen.”

Er sei “immer wieder überrascht, dass mutmaßliche Terroristen erstens nicht zu wissen scheinen, dass es diese Meldepflicht gibt, und dass sie zweitens munter Bestandteile für chemische Waffen beim normalen Einzelhandel bestellen”, fügte Neumann hinzu. “Genauso bin ich überrascht davon, dass diese Meldepflicht vom Einzelhandel tatsächlich umgesetzt wird und immer wieder zur Entdeckung solcher Anschlagsvorbereitungen führt.” Der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle, sagte dem RND: “Der Fall zeigt, dass die Sicherheitsbehörden trotz der schwierigen Corona-Situation einsatzfähig sind. Offenbar haben das europäische Monitoring für den Handel mit Explosivgrundstoffen und die Weitergabe wesentlicher Informationen zwischen Behörden in Polen, Deutschland und Dänemark gut funktioniert.” Neben Anschlagsziel und Zeitpunkt müsse nun genau aufgeklärt werden, wann und wo die Radikalisierung der Festgenommenen stattgefunden habe. Da sich die Personen bereits seit über zwanzig Jahren in Deutschland aufhielten, komme auch eine Radikalisierung hierzulande in Betracht, betonte Kuhle. “Für die Sicherheitslage in Deutschland ist es wichtig, dass Räume der Radikalisierung konsequent ausgeleuchtet werden.” Am vorigen Wochenende waren drei Brüder aus Syrien festgenommen worden, von denen einer in Hessen und einer in Sachsen-Anhalt wohnte. Die dänischen Behörden nahmen in Zusammenhang mit den Ermittlungen elf weitere Menschen aus dem Umfeld der Brüder fest; dreizehn Personen sitzen dort jetzt in Untersuchungshaft. Zu den Nationalitäten der Verdächtigen könne man nichts sagen, hieß es. Vorgeworfen wird ihnen die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Konkret soll das Trio im Januar am Ankauf mehrerer Kilogramm Chemikalien in Polen beteiligt gewesen sein, die zur Herstellung von Sprengsätzen dienen können. (dts Nachrichtenagentur)

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