Daniel Domscheit-Berg, Mitbegründer der Enthüllungsplattform Wikileaks und ehemaliger Mitstreiter von Julian Assange, hat die jüngste Entscheidung eines Gerichts in London begrüßt, Assange nicht an die USA auszuliefern. „Das ist super gut; da fallen einem viele Steine vom Herzen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagsausgaben). Er fügte allerdings hinzu: „Seine Situation ist weiterhin katastrophal. Daran hat das Urteil überhaupt nichts geändert.“
Wenn die britische Richterin auf die Haftbedingungen in den USA verweise, dann solle sie „mal in den Spiegel gucken“. In Großbritannien seien die Bedingungen kaum besser, so Domscheit-Berg. Der Netz-Aktivist sagte, eine Auslieferung an die USA komme „unter diesen Bedingungen nicht in Betracht“. Denn dort könne man lebenslang in Haft landen, ohne einen Anwalt zu sehen, auch das Gefangenen-Lager in Guantánamo existiere weiterhin. „Das ist einer Demokratie unwürdig. Und es sind Zustände, die man nirgendwo anders auf der Welt gutheißen würde“, sagte Domscheit-Berg dem RND. Der Mitbegründer von Wikileaks sagte mit Blick auf Assange weiter, dieser habe das Projekt „mit seiner Unbeirrbarkeit überhaupt erst möglich gemacht“ und damit einem „Kulturwandel“ zum Durchbruch verholfen. Dieselbe Unbeirrbarkeit habe aber auch dazu geführt, „dass das Projekt nicht mehr funktioniert, weil es zu sehr auf ihn zugeschnitten war“. Es sei angreifbar geworden, weil es zu eng mit Assange verknüpft gewesen sei, so Domscheit-Berg. „Man hätte das professionalisieren müssen.“ Domscheit-Berg war bis 2010 einer der wichtigsten Sprecher von Wikileaks. 2011 veröffentlichte er ein Buch darüber mit dem Titel: „Inside Wikileaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt“. Später war der Informatiker bei der Piratenpartei aktiv. (dts Nachrichtenagentur)