Das Verteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD) will offenbar als Ersatz für die marode Flotte des Kampfhubschraubers „Tiger“ 82 zivile Hubschrauber kaufen und teilweise zu Kampf-Helikopter umbauen – und das gegen ausdrückliche Warnungen mehrerer interner Stellen in der Truppe. Das geht aus internen Unterlagen der Bundeswehr hervor, über die das Magazin „Business Insider“ berichtet.
Konkret geht es um Hubschrauber von Airbus des Typs H-145M, wie man sie etwa von der Luftrettung des ADAC kennt. Die Maschinen sollten ursprünglich für bis zu zwei Milliarden Euro als „Leichter Unterstützungshubschrauber“ (LUH) zum Training für Bundeswehr-Piloten angeschafft werden. Jetzt will das Verteidigungsministerium laut der vertraulichen Unterlagen für 3,05 Milliarden 82 dieser Maschinen kaufen, aber 24 umbauen und unter anderen mit Stinger- und Panzerabwehr-Raketen bewaffnen. Sie sollen dann anstelle des Tigers als Kampfhubschrauber (LHK) genutzt werden.
Das Problem daran: Der H-145M ist zwar grundsätzlich für militärische Nutzung zugelassen – das Kommando Spezialkräfte (KSK) nutzt ihn für Transporte – er ist aber gar nicht als Kampfhubschrauber konzipiert. Innerhalb der Bundeswehr gibt es deshalb massive Bedenken, die offenbar jedoch bislang im Verteidigungsministerium ignoriert werden. Unter anderem warnte die Abteilung Strategische Fähigkeitsentwicklung schon im vorigen Dezember, dass die Airbus-Maschinen zwar „im Vergleich zum Kampfhubschrauber Tiger bereits heute leistungsfähigere Elektronik und Bewaffnung“ hätten, sowie dank „hoher Baugleichheit zu zivilen Basismustern Vorteile bei der Zulassung und kurzfristigen Bedarfsdeckung“, aber: „Bauartbedingt bestehen ( ) Einschränkungen bei Gefechtstauglichkeit, Durchsetzungs- und Durchhaltefähigkeit sowie dem Schutz der Besatzung.“ Kritik kommt auch von bundeswehreigenen Wehrtechnik-Prüfern.
Business Insider konnte nach eigenen Angaben ein vertrauliches Schreiben der Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) an das Verteidigungsministerium einsehen, in dem es heißt, dass der Airbus-Hubschrauber hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit „bei weitem“ nicht den Bundeswehr-Anforderungen genüge. „Weiterhin ist ein Verzicht auf Schutz (…) zur Erhöhung der Stehzeit ein operationell nicht tragbarer Kompromiss.“ Es handle sich bei der vom Verteidigungsministerium geplanten Beschaffung um „eine rein politische Entscheidung, die am operationellen Bedarf vorbeigeht.“ (dts Nachrichtenagentur)