Die israelische Armee hat am Mittwoch in der Nähe von Dschenin im Westjordanland Schüsse in Richtung einer angemeldeten diplomatischen Delegation abgegeben. Das bestätigte das Militär am Nachmittag.
Teil der Delegation waren auch ein deutscher Diplomat sowie ein Fahrer aus dem Vertretungsbüro Ramallah.
Man bedauere die entstandenen Unannehmlichkeiten, erklärten die israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Sie warfen der Delegation vor, von der genehmigten Route abgewichen zu sein und ein Gebiet betreten zu haben, in dem sie sich nicht hätte aufhalten dürfen. Die Soldaten hätten „Warnschüsse“ abgegeben, um die Delegation auf Distanz zu halten.
Das Auswärtige Amt reagierte mit deutlichen Worten. „Diesen unprovozierten Beschuss verurteilt das Auswärtige Amt scharf“, teilte eine Sprecherin mit.
„Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“
Die Gruppe sei im Rahmen ihrer diplomatischen Tätigkeit und in Koordinierung mit der Palästinensischen Behörde und der israelischen Armee im Westjordanland gewesen. Die unabhängige Beobachterrolle der Diplomaten vor Ort sei „unverzichtbar“ und stelle „in keinster Weise eine Bedrohung für israelische Sicherheitsinteressen dar“, so das Auswärtige Amt. Die israelische Regierung müsse umgehend die Umstände aufklären und die Unverletzlichkeit von Diplomaten respektieren.
Anlass für die Delegationsreise ist die israelische Militäroperation „Iron Wall“ im nördlichen Westjordanland. Gemäß dem Oslo-Abkommen ist Dschenin A-Gebiet und steht somit unter voller Sicherheitsverantwortung der Palästinensischen Behörde (PA).
Die Bundesregierung kritisiert die Pläne der israelischen Regierung, die israelische Armee langfristig im Flüchtlingslager Dschenin zu belassen, als „inakzeptabel“. Terrorismus müsse bekämpft werden – das sei im A-Gebiet jedoch Aufgabe der PA. Der Verbleib israelischer Sicherheitskräfte im selbstverwalteten palästinensischen Gebiet untergrabe die Bemühungen der Palästinensischen Behörde, als legitime Vertreterin palästinensischer Interessen zu agieren, so das Auswärtige Amt. (dts Nachrichtenagentur)