Der Präsident des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, beklagt eine zunehmende Impfmüdigkeit bei Kinderkrankheiten nach der Corona-Pandemie. „Nach der Pandemie sind die Zahlen von Impfungen leider deutlich zurückgegangen“, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Freitagausgaben).
„Da hat uns die Pandemie insgesamt zurückgeworfen. Wir bräuchten eine neue Impfkampagne, um wieder Akzeptanz herzustellen.“ Seit den Pandemiejahren habe sich das Bewusstsein für Krankheiten „nicht unbedingt in einem positiven Sinne“ geändert, so Fischbach. Viele Kindertageseinrichtungen und auch Schulen seien sehr verunsichert. „Es gibt Fälle, in denen Kinder schon beim kleinsten Hüsterchen nach Hause oder zum Arzt geschickt werden“, so Fischbach. „Meine Kollegen und ich nehmen im Moment eine starke Inanspruchnahme unserer Praxen wahr. Darunter sind viele Fälle, die vor der Corona-Pandemie bestimmt nicht zur Untersuchung gebracht worden wären und auch heute noch nicht untersucht werden müssten. Wir müssen da wieder eine größere Gelassenheit entwickeln.“ Er appellierte, Kinder wieder so häufig mit anderen Kindern spielen zu lassen wie vor der Pandemie. „Natürlich wird das Kind auch mal einen Infekt davontragen, aber damit kommt das Immunsystem in der Regel zurecht.“ Ein Kind wegen eines Schnupfens in die Praxis zu bringen, „wenn es sonst fit ist, spielt, isst und trinkt und kein Fieber hat, ist nicht erforderlich“. Eine generelle Maskenpflicht wegen steigender Corona-Infektionen lehnt Fischbach ab. „Natürlich bleibt das Tragen einer Maske in besonders kritischen Bereichen wie Intensivstationen oder Krebsstationen sinnvoll. Dort kann man es auch verlangen. Außerhalb dieser Bereiche, denke ich, sollte das jeder für sich selber entscheiden können.“ Was Kinderarzneien anbelangt, rechnet Fischbach auch in diesem Winter mit Versorgungsengpässen.
„Das setzt sehr viel kreatives Handeln vor Ort voraus, um dann Lösungen, die für Kinder und Jugendliche passen, zu finden“, so Fischbach. Das Thema Fiebersäfte habe sich zum Glück entspannt. Nach wie vor ein Problem sei die Antibiotikaversorgung. (dts Nachrichtenagentur)