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Neue künstlerische Positionen in „Love?“

Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum noch bis 10. April 2023

Seit Dezember 2022 setzt sich das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in der experimentellen und kollektiven Werkstattausstellung „Love?“ in Form von zahlreichen Workshops, Talks, Performances, Happenings, Lesungen, Film-Screenings und weiteren Aktionen mit dem Thema „Liebe“ auseinander. Die Werkstatt füllt sich durch die Ergebnisse der Veranstaltungen nach und nach mit immer neuen Themen und Inhalten. Ab März 2023 ergänzen auch neue vielstimmige künstlerische Positionen den Ausstellungsbereich. Alle bisherigen und neuen Besucher*innen sind herzlich eingeladen, diesen neuen Blick auf „Love?“ zu erkunden.

Das Coletivo Bonobando aus Brasilien setzt sich in seinen Performances kritisch und humorvoll mit der politischen Lebenssituation von Minderheiten wie der LGTBQ+-Gemeinschaft in Rio de Janeiro auseinander. Der multidisziplinär arbeitende mexikanische Künstler Javier Ocampo hinterfragt und verbindet in seinen Werken zentrale Themenkomplexe, die zur Schaffung einer normierten mexikanischen Identität beitragen: Geschlecht, Sexualität, Politik, Geschichte, urbane Räume und Kolonialismus.

In seiner multidisziplinären Art, Kunst zu schaffen, dokumentiert der Kolumbianer Carlos Motta die sozialen Bedingungen und politischen Kämpfe von Minderheiten, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Genderidentität oder ethnischen Zugehörigkeit diskriminiert werden. Er stellt dadurch dominante und normative Diskurse durch Sichtbarkeit und Selbstdarstellung in Frage. Das RJM zeigt mit „My dearly beloved R. – Monument to Alexander von Humboldt“ ein fotografisches Triptychon, das die sexuelle Orientierung des preußischen Geographen und Forschungsreisenden Alexander von Humboldt beleuchtet.

Das von Claire Cross & Blanche Wiesen Cook inszenierte private Foto-Album dokumentiert fotografisch das Leben der US-amerikanischen Aktivistin und Schriftstellerin Audre Lorde. Dieses Werk bietet intime Einblicke in das Leben der Frau, die sich selbst als „Schwarze, Lesbe, Feministin, Mutter, Dichterin, Kriegerin“ bezeichnete. Erfahrungen und Handlungsweisen, die auf koloniale Machtausübung und Gewalt zurückzuführen sind, setzen sich weltweit bis heute über Generationen hinweg in menschlichem Denken und Handeln fort. Dies thematisiert die in Haiti geborene Schauspielerin, Künstlerin und Choreografin Kettly Noël in ihrer Video-Performance „Errance“ im Hinblick auf die Fremdbestimmtheit des weiblichen Begehrens. Darunter fällt auch die Exotisierung schwarzer Körper durch patriarchale und koloniale Muster der Unterdrückung.

In dem Kurzfilm „I cannot decolonize my body“ verweist Tiara Roxanne auf die Tatsache, dass die indigene Bevölkerung in sozialen, politischen und technologischen Paradigmen negiert und zum Schweigen gebracht wurde und wird. Durch einen multidisziplinären Ansatz hinterfragt ihre Forschung zum Datenkolonialismus, wie Big Data und Datamining-Systeme durch Design und (visuelle) Darstellung eine koloniale Auferlegung steuern. Diese Datamining-Praktiken entstehen aus Blackboxen des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz, denen es an intersektionaler Intelligenz und indigenem Wissen fehlt.

Fabián Cháirez ist ein kontemporärer, mexikanischer Künstler, der Männlichkeit anhand von repräsentativen Figuren der mexikanischen Popkultur erforscht. Der 1960 in Haiti geborene und in Berlin lebende Künstler Jean-Ulrick Désert antwortet in seiner provozierenden und kritischen Fotoreihe „Die Hosen ‚runterlassen‘“ auf die Fotoarbeit „Man in a Polyester Suite“ des US-amerikanischen Künstlers Robert Mapplethorpe. Diese erzeugt stereotypisierende Bilder von männlichen, schwarzen Körpern, die das Bild der Lust von sogenannten ‚edlen Wilden‘ erzeugen und reproduzieren.

„Love?“ ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Amt für Integration und Vielfalt der Stadt Köln, iJuLa-Intersektionale JugendLabore im Veedel, dem Integrationshaus Kalk e.V. und dem Jugendfreizeitwerk Köln e.V.. Das Projekt wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung der Sparda-Bank West sowie vom Programm 360° Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes.

Als Ansprechpartnerin für die Medien steht Judith Glaser telefonisch unter 0221/221-31319 und 0173/3450402 oder per E-Mail an judith.glaser@stadt-koeln.de zur Verfügung.

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