Der Kindermediziner und DIVI-Vizepräsident Florian Hoffmann fordert eine deutliche Ausweitung der Standardimpfungen für Kinder. Um die winterlichen Infektionswellen zu senken und das Gesundheitssystem zu entlasten, müsse die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlungen zum Schutz gegen Grippe und das RS-Virus ausweiten, sagte Hoffmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
„Alle Kinder, die älter als 24 Monate alt sind, könnten jedes Jahr im Herbst mit einem nasalen Impfstoff gegen Influenza geimpft werden. Alle Säuglinge im ersten Lebensjahr sollten zudem im Herbst gegen das RS-Virus geimpft werden“, so Hoffmann.
Diese passive Immunisierung mithilfe einer einmaligen Dosis Antikörper halte sechs bis neun Monate.
„Wenn wir auf diese Weise eine hohe Impfrate in Deutschland erreichen könnten, hätten wir einen guten Schutz für die Kinder und eine dramatische Entlastung des Systems“, sagte der DIVI-Vizepräsident. Die ersten Daten aus anderen Ländern zeigten, dass diese Strategie aufgehe: In Spanien etwa sei die Zahl der stationären Aufnahmen von Kindern mit RSV nach der Impfkampagne um mehr als 70 Prozent zurückgegangen. „Sollte uns das gelingen, würde die Virus-Saison ihren Schrecken verlieren“, so Hoffmann. Um im kommenden Winter vorbereitet zu sein und die begrenzten pädiatrischen und kinderintensivmedizinischen Ressourcen optimal ausnutzen zu können, müsse die neue Stiko die Empfehlungen allerdings rasch anpassen.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte Mitte Februar mit den obersten Gesundheitsbehörden der Länder turnusmäßig die Mitglieder der Stiko neu berufen. Insgesamt sitzen 19 Personen in dem Gremium. Die neu besetzte Stiko tritt am 12. und 13. März 2024 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen.
Hoffmann ist Vizepräsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sowie Leiter der Notfallmedizin am Dr. von Haunerschen Kinderspital München der LMU München. (dts Nachrichtenagentur)