Jeder Fünfte am Arbeitsmarkt arbeitet nicht in einem normalen Arbeitsverhältnis. Diese 7,5 Millionen Erwerbstätigen sind in Leiharbeit, Minijobs, geringfügiger Teilzeit oder mit befristeten Arbeitsverträgen beschäftigt. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linke-Bundestagsfraktion hervor, über die die „Welt am Sonntag“ vorab berichtet.
Die Zahl dieser sogenannten atypisch Beschäftigten gilt als wichtige Messgröße für den Arbeitsmarkt. Denn die betroffenen Arbeitnehmer erzielen häufig niedrige Einkommen und können somit kaum Rücklagen für ihre Altersversorgung bilden. Atypische Beschäftigung gilt Arbeitsmarktforschern zufolge als wichtige Erklärung dafür, dass eine steigende Zahl der Erwerbstätigen Probleme hat, ihre Lebenshaltungskosten, darunter die steigenden Mietpreise, aus eigener Kraft zu stemmen. Knapp 17 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten für Niedriglöhne. Die Zahl der atypisch Beschäftigten liegt seit Jahren in etwa auf demselben Niveau. Die stellvertretende Vorsitzende der Linke-Bundestagsfraktion, Susanne Ferschl, forderte angesichts der Zahlen eine „dringende Korrektur“ der Arbeitsmarktpolitik. Den Erwerbstätigen würden „zu viele Unsicherheiten und Flexibilisierungen zugemutet“, sagte Ferschl. In der Verantwortung sieht sie vor allem die CDU. Durch sie seien mehrere Gesetze der Bundesregierung, die Rechte von Arbeitnehmern stärken sollten, „zu reinen Placebos verkommen“, darunter etwa die Neuregelungen zur Bekämpfung unfreiwilliger Teilzeitanstellungen, Leiharbeit und Befristungen. Unter den Angestellten mit ausländischer Staatsangehörigkeit liegt die Quote der atypisch Beschäftigten noch deutlich höher, sie betrifft in dieser Bevölkerungsgruppe jeden Dritten. Unter den ausländischen Erwerbstätigen ist auch die Zahl der Geringverdiener deutlich höher. Dort arbeiten 38 Prozent unterhalb der sogenannten Niedriglohnschwelle von zuletzt 10,80 Euro pro Stunde. (dts Nachrichtenagentur)