Die Deutsche Marine will als Arbeitgeber für junge Frauen und Männer attraktiver werden. „Vom Reputationsgewinn der Bundeswehr infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine insgesamt profitieren wir noch nicht so, wie es wünschenswert wäre“, sagte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).
Tatsächlich kämpft die Marine bei der Rekrutierung von Nachwuchs mit Schwierigkeiten. „Bei der Gewinnung von Personal gibt es erheblich Luft nach oben“, sagte Vizeadmiral Kaack und kündigte eine Werbeoffensive an: „Im nächsten Jahr feiern wir Jubiläum, 175 Jahre deutsche Marinen, das bietet die passende Gelegenheit, die Personalwerbung künftig jenseits der Küstenregionen stärker auf das gesamte Bundesgebiet auszuweiten“. Auch wolle man verstärkt Abiturienten ansprechen, deren Zahl kontinuierlich ansteige. Als einen Grund für die mangelnde Attraktivität des Militärdienstes auf hoher See nannte der Marineinspekteur gegenüber der „NOZ“ die mangelhafte Betreuungskommunikation.
„Wenn es ums Telefonieren nach Hause geht, ums Chatten oder E-Learning, sprich: Alles, was hilft, den Kontakt zur Heimat zu halten, dann genügt das bisher in keiner Weise internationalen Standards“, betonte Kaack. Seit 20 Jahren hinke die Marine bei der Betreuungskommunikation hinter so gut wie allen anderen Nationen hinterher. Kaacks Forderung an die Politik: „Hier müssen die entsprechenden Gelder schnellstmöglich fließen, das sind wir unserer Truppe schuldig, die sich trotz aller materiellen Mängel seit Jahren so gut schlägt.“ „Zudem werden derzeit auch Maßnahmen `out of the Box` diskutiert, wie zum Beispiel das Öffnen der Streitkräfte für EU-Bürger, wie es bereits bei der Bundespolizei möglich ist“, sagte der Marineinspekteur weiter und betonte: „Wir müssen in jedem Fall deutlich mehr Mittel einsetzen als bisher, sonst bekommen wir in der Zukunft ein echtes Problem.“ Hoffnung setzt man an der Spitze der Marine auch darauf, dass Unteroffiziere die Möglichkeit bekommen, Berufssoldat zu werden.
„Das könnte den Ergänzungsbedarf verringern“, so Kaack. Ob und wie die Rechnung aufgehe, sei allerdings offen. (dts Nachrichtenagentur)